Die Hebamme, oder wie die Alten noch sagten, „d Hewamm“, eine wichtige Institution im alten Hachberger Land und drum rum, hinterließ als Respektsperson bleibende Eindrücke. Unsere Alten wußten viel zu erzählen. So gebrauchte man noch typisch alemannische Aussprüche wie: „Was frog ich noch de Hewamm, ich bin uf de Welt!“, wenn einem etwas absolut gleichgültig war. Oder: „Do isch d Hewamm au nimmi dschuld gsi!“, wenn ein Mensch hochbetagt das Zeitliche segnete.

Schleppt eine Weibsperson heutzutage eine überdimensioniert große Handtasche mit sich herum, bezeichnet dies der Alemanne schlichtweg als „Hewammekefferli“. Allein dieses Relikt gab manchen Zeitgenossen viele Rätsel auf. Was da wohl alles drin gewesen sein mag?

Auch Maleck hatte damals eine eigene Hewamm mit einem "Kefferli". Sie hieß Anna Maria Meier, war eine geborene Pleuler und trat ihren Dienst am 2.1.1884 für einen sehr langen Zeitraum an. Zuvor gab es einen Anstellungsvertrag mit der Gemeinde Maleck, der am 29.12.1883 schriftlich abgeschlossen wurde. Wie damals üblich, musste der Ehemann einverstanden sein und an erster Stelle unterschreiben.

Vereinbarungsgemäß bezahlte die Gemeinde Maleck die Ausbildungskosten, einschließlich Unterkunft und Verpflegung in Freiburg.

Sämtliche Utensilien, die eine Hebamme so mit sich rumschleppen mußte, waren Eigentum der Gemeinde. Somit entstand die Pflicht, alljährlich eine schriftlich niederzulegende Inventur aufzustellen.
Angeregt durch eine solche Inventurliste, die sich im Gemeindearchiv Maleck befindet, kann heute das Geheimnis des Malecker Hebammenköfferchens gelüftet werden.

Gerätschaften der Hebamme:

1. Ein Irrigator [Spülgerät] mit zwei Glaseinsätzen und zwei Gummischläuchen 
2. Sechs gläserne Mutterröhren nebst Bürstchen zum Reinigen derselben
3. Eine Nabelschnurschere
4. Eine Kinderklistierspritze aus Zinn
5. Zwei Afterröhrchen
6. Ein Stück Leinwandband mit metallenem Behälter
7. Ein Frauenkatheter
8. Zwei Handbürstchen
9. Eine Nagelschere
10. Ein Nagelreiniger
11. Ein Stück Seife mit Behälter
12. Ein Milchsaugglas
13. Ein Warzendeckel
14. Ein Maximalthermometer zum Messen der Körperwärme
15. Ein Badethermometer
16. 150 g Verbandwatte
17. Ein Fläschchen Hoffmannstropfen
18. Ein Fläschchen Seifenkresol
19. Zwei Glasröhrchen mit Sublimatpastillen
20. Zwei Blechbüchsen mit Jodoformwattkugeln . Ein Meßgläschen
21. Ein Behälter zum Aufbewahren bevorstehender Gerätschaften
23. Eine Bettschüssel
24. Zwei weiße Ärmelschürzen
25. Zwei Handtücher
26. Eine Sanduhr
27. Ein Bandmaß
28. Eine Leinwandtasche zum Aufbewahren der Schürzen und Handtücher
29. Ein Lehrbuch und eine Dienstweisung
30. Ein Steckkissen mit Überzug
31. Eine Flanelltaufdecke mit Tüllüberwurf

 

Veröffentlicht im HachbergMosaik, Ausgabe Nr. 8, November 2019